Linth-Zeitung 9. Dezember 1999
Ein Stückchen Himmel auf Erden
Gommiswald: Daniela Rüdisüli baut in Ghana ein Sozialprojekt für Strassenkinder auf
In Accra, der Hauptstadt von Ghana, ist die Gommiswalderin Daniela Rüdisüli zusammen mit dem Einhelmischen Amon Kotey daran, ein Projekt für Strassenkinder zu verwirklichen. Bemerkenswert ist, dass sie aus Eigeninitiative tätig wurden und bisher ohne Unterstützung von staatlichen Institutionen arbeiteten. «Zion-House» wollen sie das Haus nennen, in dem obdachlose Kinder ein Zuhause finden und dadurch ein menschenwürdiges Leben führen können. Zur Unterstützung dieses Projektes sind sie jedoch auf materielle Hilfe angewiesen.
Ghana liegt an der Atlantikküste Westafrikas Lind ist eine ehemalige britische Kolonie, weshalb englisch für die 17 Volksstämme mit 46 verschiedenen Sprachen auch die offizielle Schul- und Amtssprache ist. Es gilt mit seinen 24,6 Millionen Einvohnern als Entwicklungsland.
Ghana weist eine sehr hohe Arbeitslosigkeit auf. Viele Menschen leben in grosser Armut. Leider wird der Glaube der Einheimischen oft von den «Mächtigen» missbraucht. Sie predigen den Menschen, sich mit ihrer Armut zufriedenzugeben, anstatt sie neben ihrem Glauben auch zu ermuntern, tätig zu werden. Denn was sie brauchen, ist auch konkretes Rüstzeug, mit dem sie aus ihrer misslichen Situation herausfinden.
Die kinderreichen Familien leben in einfachen Unterkünften, Sie sind einem täglichen Überlebenskampf ausgesetzt. Neben ihren eigenen neun bis zwölf Kindern müssen sie oft zusätzlich noch für Kinder von Verwandten aufkommen, die nicht mehr in der Lage sind. für sie zu sorgen. Für jedes Kind, das zur Schule geht, müssen Schulgebühren, -uniform und -bücher bezahlt werden. Die bescheidenen Einkommen von durchschnittlich rund 100 Franken reichen oft knapp für das Essen, aber nicht mehr für die Schulkosten. Ohne Schul- und Ausbildung ist aber auch für die junge Generation kein Ausweg aus dem Teufelskreis der Armut möglich.
Der Weg zum Projekt
Daniela Rüdisüli bildete sich nach der Matura an der Kantonsschule Wattwil in Zürich zur Primarlehrerin aus. Im Rahmen dessen gab es ein Praktikum zu absolvieren. Dies machte sie im April 1997 an der Schweizerschule in Accra. «Während dieser Zeit habe ich die grossen sozialen Unterschiede zwischen Reich und Arm auf eindrückliche Art erfahren und dabei die tiefe Lebensfreude und Herzlichkeit der Menschen in Ghana kennen gelernt», sagt Daniela Rüdisüli, und sie verspürte den inneren Drang, aus der Isolation die Schule zur Bevölkerung hinauszugrhen, um gegen die dortigen Missstände etwas zu unternehmen. So leistete sie im Oktober einen Freiwilligeneinsatz für ein Kindergartenprojekt des Roten Kreuzes im Norden des Landes und in einem Flüchtlingslager in Takorach. Im Februar 1998 musste sie wegen einer Krankheit in die Schweiz zurückkehren. Danach arbeitete sie ein Jahr als Lehrerin in Zürich. Das Gefühl, in Afrika eine Aufgabe zu haben und dieser nachgehen zu wollen, liess sie auch in dieser Zeit nicht mehr los. Während eines zweiwöchigen Besuches im Dezember fasste sie dann endgültig den Entschluss, zusammen mit Amon Kotey das Projekt «Zion-House» zu lancieren.
Projekt für eine bessere Zukunft
Die Achtung jedes Einzelnen und die soziale, gesellschaftliche Verantwortung sind die Grundprinzipien, auf denen das Projekt beruht. Jedes Kind soll als Individuum respektiert werden und seinen Teil zum Wohl der Gemeinschaft beitragen. Einerseits sind Kinder in Ghana über alles geliebt, andererseits werden sie aber auch geschlagen und nicht als Menschen mit eigenen Bedürfnissen und Rechten behandelt. Im «Zion-House» sollen sie so behandelt werden, dass sie sich geliebt, frei und aufgehoben fühlen. Sie sollen Kinder sein dürfen. Verlässlichkeit, Regelmässigkeit und Schutz sollen ihnen Sicherheit geben, mit der sie ihr zukünftiges Leben einmal selbst gestalten können. Zur Zeit ermöglichen Daniela Rüdisüli und Amon Kotey rund 15 Kindern und Jugendlichen eine schulische oder berufliche Ausbildung, Sie bezahlen die Kosten für die Schule und für die anschliessende Berufslehre. Mit 1,50 Franken kann bereits einem Kind geholfen werden. Gleichzeitig lernen die Heranwachsenden, Tromnieln herzustellen und zu verkaufen. was etwas Geld einbringt. «Ich kann den Menschen mehr vermitteln, wenn ich mit ihnen unter einem Dach wohne und wir den Alltag gemeinsam verbringen. Wir möchten sie zukünftig intern schulen und ihnen verschiedene Berufsausbildunngen anbieten, die in Form von Workshops im Haus stattfinden sollen», schildert Daniela Rüdisüli. Bereits konnten die beiden Initianten mit einem Erweiterungsbau die vorhandenen Räumlichkeiten vergrössern und sind nun daran, eine Toilette zu bauen. Finanziert haben sie dies mit dem bisher Ersparten aus Daniela Rüdisülis Lehrerinnentätigkeit in der Schweiz und dem Trommelverkauf von Amon Kotey. Zurzeit ist sie in der Schweiz, um finanzielle und materielle Hilfe für das mutige und lobenswerte Projekt zu sammeln. Und immer wieder dringt im Gespräch der Wunsch durch, diesen ärmsten Menschen ein wenig Himmel auf Erden zü vermitteln.
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