TAM-TAM Nr. 301 – März 2002
Voller Erfolg des Strassenkinderprojekts der Realschule St. Elisabeth, Schaan
Am Anfang stand eine vage Idee. Wie können die Schülerinnen und Schüler der Realschule St. Elisabeth in Schaan (Fürstentum Liechtenstein) für einen karitativen Anlass motiviert werden? In verschiedenen Gesprächen entwickelte sich im Lehrerteam die zündende Idee, den sportlichen Jahresabschluss, das traditionell an der Realschule St. Elisabeth stattfindende «Weihnachtsturnier», mit einem Hilfsprojekt in Ghana zu verknüpfen.
«Chance for Children» schien uns das perfekte Projekt zu sein. «Chance for Children» ist ein Hilfsprojekt in Ghana, bei dem Strassenkindern geholfen wird. Daniela Rüdisüli und Amon Kotey, die Gründer und Leiter des Projekts, haben in Accra eine Organisation aufgebaut, die es den Kindern und Jugendlichen ermöglicht, über eine Schul- und Berufsausbildung aus dem Teufelskreis des Strassenkinderdaseins auszubrechen.
Jedes Kind erhält in diesem Projekt die Chance, als Individuum geachtet zu werden. Gleichzeitig soll es früh lernen, soziale und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Die Kinder sollen ohne Angst um ihr tägliches Brot leben können. Sie sollen spüren, dass sie aufgehoben und sicher sind.
Durch die entstehende fürsorgliche Umgebung wird sichergestellt, dass die Kinder die öffentlichen Schulen besuchen können, anstatt durch Betteln und Stehlen ihren Lebensunterhalt zu erkämpfen.
Drei Kriterien führten letztendlich zur Wahl dieses Projekts:
- Die Administration des Projekts «Chance for Children» erfordert praktisch keinerlei Geld. Dies stellt sicher, dass die gespendeten Gelder vollumfänglich den bedürftigen Kindern und Jugendlichen in Accra zugute kommen
- Unseren Schülerinnen und Schüler steht die Möglichkeit offen, mit den Kindern und Jugendlichen in Ghana in Briefkontakt zu treten. So können sie einerseits selbst nachvollziehen, wie vor Ort geholfen wird und andererseits Brieffreundschaften mit Altersgenossen einer anderen Kultur aufbauen.
- Maria Malin, Lehrerin an unserer Schule, hatte das Projekt «Chance for Children» bei einem Ghana-Aufenthalt besucht und kennen gelernt. Sie hält persönlich Kontakt zur Leiterin von «Chance for Children» und kennt die Situation vor Ort.
Nachdem Maria Malin die Lebenssituation der Strassenkinder in Accra aus ihren eigenen Beobachtungen geschildert hatte, liessen sich unsere Schülerinnen und Schüler dazu begeistern etwas für die Kinder in Ghana zu unternehmen. So machten sie sich mit Enthusiasmus udn viel Elan auf, Sponsoren für ihren sportlichen Wettkampf am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien zu suchen.
Schon bald wurde klar, dass die anfänglich «vage Idee» einen grossen Stein ins Rollen gebracht hatte. Aus der Bevölkerung gingen spontane und sehr positive Reaktionen in unserer Schule ein. Die angesprochene Bevölkerung fand nicht nur lobende Worte für das Engagement unserer Schülerinnen und Schüler sondern unterstützte sie auch sehr grosszügig. Auch seitens der angeschriebenen liechtensteinischen Firmen und Privatpersonen gingen beachtliche Beträge ein. Den Löwenanteil des Spendenaufkommens bestritten unsere Schülerinnen und Schüler über ihre Sponsoren.
Neben den Vorbereitungen zum Weihnachtsturnier machten sich eine Reihe von Schülerinnen und Schülern daran, persönliche Briefe an die Kinder in Ghana zu schreiben. Dies war für die meistendas erste Mal, dass sie versuchten, einen Brief auf Englisch zu verfassen. Daher wirden sie aktiv von den Englischlehrerinnen unterstützt.
Die Motivation für das Sportturnier am letzten Tag vor den Weihnachtsferien war enorm. Unsere Schülerinnen und Schüler kämpften in der Sporthalle des Schulzentrums Resch um jeden erreichbaren Punkt, wussten sie doch, dass mit jedem Punkt ein Sponsoring verbunden war, welcher einem Gleichaltrigen in Ghana eine Zukunftsperspektive sichert. So war es auch nicht verwunderlich, dass alle Schülerinnen und Schüler ihr Bestes dazu beitrugen, damit dieser Sporttag ein voller Erfolg wurde.
Auch für das leibliche Wohl wurde gesorgt. Das Kochteam des heilpädagogischen Zentrums stellte sich unentgeltlich zur Verfügung, um all unsere Sportler und Sportlerinnen mit einem afrikanischen Mittagessen zu stärken. So erkämpften sich unsere Klassen – Dank der Spendenfreudigkeit der liechtensteinischen Bevölkerung – CHF 20’590. Da das Projekt «Chance for Children» auch vom Liechtensteinischen Entwicklungsdienst als förderungswürdig anerkannt wird, legte der LED im Rahmen des Verdoppelungsprogramms weitere CHF 10’000 dazu, womit nun stolze CHF 30’590 nach Ghana überwiesen werden können.
Die Freude in Accra über so viel Unterstützung war riesig. Schon die erste Nachricht von einer positiv verlaufenden Spendenaktion veranlasste die Kinder und Jugendlichen zu einem spontanen Freudentanz.
Daniela Rüdisüli teilte uns mit, dass mit dem Geld nun ein Mädchenstockwerk in ihrem Haus gebaut werden kann. Dies wird sicherstellen, dass auch Mädchen im Rahmen des Hilfsprojekts ein Dach über dem Kopf erhalten und ihnen durch schulische Bildung und einer Berufslehre eine Zukunft weg vom Elend der Strasse zugesichert werden kann. Dass letztendlich die ehemalige Mädchenrealschule Schaan ihren Anteil dazu beitragen konnte, den Mädchen in Accra zu einer solchen Chance zu verhelfen, rundete die sehr erfolgreiche Spendenaktion gebührend ab.
Unmöglich erscheint es uns an dieser Stelle, all die Personen und Betriebe aufzulisten, die uns sowohl finanziell als auch tatkräftig unterstützt haben und damit unsere Hilfsaktion erst möglich gemacht haben. Im Namen der Strassenkinder in Ghana möchten wir daher all den Sponsoren sowie den zahlreichen Helferinnen undHelfern für ihre spontane, selbstlose und grosszügige Hilfe danken.
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